Über All of Us Strangers als intime Erzählung einer kollektiven Krise
von Marie-Louise Bartsch
René Pollesch ist kürzlich bestürzender Weise gestorben und ich habe Andrew Scott und Paul Mescal auf Leinwand gesehen. Was es mit diesem scheinbar flapsigen Parallelismus auf sich hat? Nun, erstmal gar nichts und doch eine Rezeptionshaltung, die sich retrospektive über den gesamten Film legt.
All of Us Strangers füllt die Flächen der Öffentlichkeit lange vor seinem Erscheinen. Nicht so umfassend wie der Oppenheimer-Barbie-Hype, doch aber so, dass auch Menschen ohne Programm-Kino-Newsletter wissen, dass sie den Film sehen wollen. Es ist Valentinstag und ich buche einen der letzten Sitze. Am selben Tag erzählt Sylvio Böhm im Deutschlandfunk von seiner Arbeit. Er ist Einsamkeitsbeauftragter. Ihm berichten Menschen, sich so einsam zu fühlen, dass sie Angst haben, die Sprache zu verlieren. Meine phänomenologische Sozialisation lässt mich hinhören: Nur in der Interaktion mit anderen kann der Sinn der objektiven Welt in subjektives Bewusstsein transzendiert werden (Husserl 2012). Oder kurz: In der Begegnung mit dem Anderen erfahre ich mich Selbst. Die Sprache tritt dabei als Medium zwischen das Eigene und das Fremde, um sie intersubjektiv zu synchronisieren und geteilten Sinn, vulgo: eine geteilte Welt zu suggerieren (Schütz 2012). Alltagsinteraktionen sind damit der zentrale Ort, an dem Subjekte stetig die Sinnschichten durchschreiten, um ihre Wirklichkeitsentwürfe im wechselseitigen Austausch zu transformieren und intersubjektiv zu ratifizieren. Fehlt der Zugang zu den Interaktionen, wird dem Subjekt seine Deutungsgrundlage entzogen. Ein Riss zieht sich durchs Selbst und trennt es von der Welt. Eine beunruhigende Vorstellung. Ich mache mich auf den Weg ins Kino, bereit, den Film zu sehen, der als zartes, surreales Drama angekündigt wird und seinen Zuschauerinnen und Zuschauern schließlich das ungeheure Gefühl existenzieller Einsamkeit erzählen wird.
Zwischen allen Orten
Der Film beginnt und wir sehen Adam (Andrew Scott), wie er am Schreibtisch sitzt und am Drehbuch seiner Kindheit schreibt. Warmes Licht legt sich durch das Mid Century inspirierte Apartment eines vielstöckigen Hochhauses. Die Kamera schwenkt und aus dem Fenster blicken wir ins unweite, aber doch abgeschnittene London. Alles wirkt friedlich, alles ist still. Es wird Nacht und ein Feueralarm fordert Adam auf, seine Wohnung zu verlassen. Die Kamera folgt ihm, bis er sich auf einem verlassenen Platz vor der Wohnanalage wiederfindet. Weder hier, noch auf dem Weg aus dem Hochhaus heraus, begegnen wir anderen Bewohnern. Adams Blick folgend werden leere Wohnungen hinter beleuchteten Fenstern angedeutet. Ein Fenster, hinter dessen Vorhang ein Schatten steht, ist die Ausnahme. Adam dreht sich noch einmal um, sein Blick auf die Londoner Skyline, bevor er in die Stille des entlegenen Hochhauses zurückkehrt.
Als es kurz darauf an der Tür klopft, lehnt Harry (Paul Mescal) in ihrem Rahmen. Die eindringliche Körperhaltung wird von einem suchenden Blick und einem zaghaften Lächeln besetzt. Harry fragt: How do you cope? Und Adam wundert sich, womit. Harry fragt weiter: Do you hear that? und Adam wundert sich erneut. Harry vervollständigt schließlich selbst: There’s nothing. Eine alles umfassende und unerträgliche Stille hat Harry an Adams Tür getrieben. Auf der Schwelle verweilend fragt Harry weiter, Can I come in? Obwohl die vorsichtige Begegnung bereits eine subtile Nähe zwischen den Männern andeutet und ihre Sehnsucht nach dem Eintreten in eine Beziehung vorformuliert, lehnt Adam das Angebot vorerst ab. Damit entlässt der Film die Zuschauenden in seine Handlung, die sich symbolisch an der ewigen Schwelle bewegt, indem er beinah naiv wissen will: Wie kann die Tür geöffnet werden, wenn das Herz verschlossen ist?
Imagination und Introspektion
Der Film entwirft sich dann im Wechsel zwischen zwei Begegnungen. Bevor Adam Harry begegnen kann, wird eine zweite Beziehungskonstellation gespannt: Wir begleiten Harry regelmäßig, wenn er einen Londoner Vorort besucht. Hier diesmal keine Wohnanlagen, dafür sauber arrangierte Einfamilienhäuser. Erneut sehen wir nur Adam, wie er als einziger Mensch im Zug sitzt, dann durch leere Straßen des Vororts streift, bis er schließlich am Esstisch eines Einfamilienhauses seinen Platz findet. Hier erwarten ihn Projektionen seiner verstorbenen Eltern. In regelmäßigen Besuchen durchläuft Adam so die verpassten Stadien seiner Kindheit. Wir sehen etwa zu, wie Adam gemeinsam mit den Eltern den Weihnachtsbaum schmückt. Sie hören die Pet Shop Boys und die Mutter summt mit: Maybe I didn’t treat you, quite as good as I should have … Maybe I didn’t love you, quite as often as I could have …. Maybe I didn’t hold you all those lonely, lonely times. And I guess I never, told you, I’m so happy that you’re mine. Und wo der Songtext auf eine verpasste Liebesbeziehung referiert, tritt er im Film als nachträgliche Liebeserklärung der Eltern an den Sohn, die ihm durch deren frühen Tod entrissen wurde. Adam weiß jetzt, er ist nicht mehr und war nie allein, denn beide Eltern singen nun mit: you are always on my mind.
Indem er immer wieder an den Ort zurückreist, der ihn niemals wirklich entlassen hat, tritt Adam in die Dialoge, die er nie führen konnte. In der durch Imagination herbeigeführten Introspektion kann Adam in die verlorene Beziehung zu den verlorenen Eltern treten und den existenziellen Bezugsrahmen elterlicher Geborgenheit rekonstruieren. Die Imagination wird so zum Ort der Versöhnung mit dem Selbst.
Der (Nicht-)Ort oder: Verortung durch Sprache
Was es bedeutet, wenn dieser existenzielle Rahmen elterlicher Geborgenheit fehlt, trägt der Film in seinem Titel. Ohne Beziehung zu anderen keine Beziehung zum Selbst. Es wird sich fremd und damit fremd in der Welt. Diese Unmöglichkeit, mit der Welt in Beziehung zu treten, ist als beständige Szene in die Grundhaltung des Films eingeschrieben. Dabei nimmt uns die Kameraführung stetig mit in Adams suchendem Blick, der durch leere Straßen führt und aus leeren Hochhäusern in weit entferntes Leben blickt. Ohne Beziehung zur Welt bleibt der Blick an ihr nicht haften.
Wenn Adam die Tür seines Appartements ein zweites Mal öffnet, lässt er Harry schließlich hinein. Während Adam in den abwechselnd gezeigten Begegnungen mit den Eltern seine Ängste Szene um Szene auserzählt, kann er Harry Stück um Stück näherkommen. Zwischen verwundenen Körpern folgen wir den Gesprächen, die einem klaren Muster folgen: Harry stellt die Fragen, die Adam lernen lassen, sich zu erzählen und damit sich selbst erfahrbar zu werden. Mit jedem weiteren Besuch Harrys in Adams Wohnung wächst die Intimität zwischen den beiden Männern. Die zu Beginn erzählte Schwelle scheint überwunden. Harry ist beständiger Gast in Adams Wohnung und damit Adams Welt. Weil Harry stetig zuhört und versteht, verharrt Adam nicht weiter vor subjektiven Deutungssackgassen, sondern erfährt sich in der intersubjektiven Rückkopplung selbst und tritt schließlich aus der Einsamkeit hinein in Richtung Welt. Die Begegnung eröffnet den Einsamen eine geteilte Sinnprovinz (Schütz 2003) und bricht die ungeheure Stille. Sie schafft einen Ort beim anderen, der den suchenden Blick ankert und das einsame Selbst in der geteilten Welt hält.
Sinnprovinzen sind kognitive Stile, in denen Akteur:innen auf unterschiedliche Arenen der Lebenswelt gerichtet sind (Schütz 2003). Die Sinnprovinz des Alltags orientiert das Bewusstsein des Subjekts aufs Hier und Jetzt; auf das unmittelbare Erleben in einer geteilten Welt. Sie vermittelt sich Akteur:innen in Interaktionen, das heißt: Vorwiegend mit und durch Sprache. Damit bearbeitet der Film den pathologischen Befund, den Sylvio Böhm erst morgens im Radio über das reale Einsamkeitsempfinden erhob: Ist man erst einmal einsam, etwa durch traumatische Einschnitte in der Kindheit, geht zunehmend die Sprache verloren. Ein in-Beziehung-treten mit anderen scheint unmöglich. Der Film formuliert dann aber auch schon die Lösung. Denn die Frage, die sich zwei Mit-Zuschauerinnen bereits an der Kinokasse stellten: Ist es Traum, ist es Realität? ist nicht zu beantworten und gar nicht erst zu stellen. Vielmehr setzt der Film Imagination und Realität in ein reflexives, nicht aufzulösendes Verhältnis. Auf der Metaebene korreliert der Film nämlich zwei geschlossene Sinnprovinzen – Traum und Realität. Diesen abrupten Wechsel zwischen zwei Arenen erklärt Schütz im realen Leben als Schockerfahrung für das Subjekt (Schütz 2003). In der Fiktion aber wird die Kopplung aus Traum und Realität zum Schlüssel, die Sprache wiederzufinden und als wirkendes Subjekt in die Alltagswirklichkeit mit anderen zu treten. Die stetige Interrelation aus Imagination der Vergangenheit und dem Hier- und Jetzt wird zur Antwort, wie die Tür geöffnet und aus dem eigenen Fremdsein heraus in eine geteilte Welt getreten werden kann.
Manifestationen des Absurden: Die Symbolik des (Nicht-)Orts
Dass das postmoderne Ich aufgelöst ist, erzählt uns die (Pop)Kultur spätestens seit Faserland. Und während man im auslaufenden 19. Jahrhundert die Zerfaserung noch mit einer Reise quer durch Deutschland vermisst, um im Untergang aufgelöst zu werden, blicken die Bühnen und Leinwände des 21. Jahrhunderts ins Innere des Post-Untergangs-Ich. Denn wir wissen jetzt: Nach der Reise keine Auflösung; an Erlösung nicht zu denken. Was bleibt, sind meilenweite Risse in unruhigen Seelen, die keine Heimat fanden und als entfremdete Subjekte im Schatten weit entfernter Gemeinschaft stranden. Während der Regisseur Andrew Haigh diese mentale Heimatlosigkeit auf einer lokalen Dimension zwischen dem Selbst und seinen unmittelbaren Beziehungen vermisst, hebt Pollesch in seinem Stück Ich weiß nicht, was ein Ort ist, ich kenn nur seinen Preis die innere Zerrissenheit auf die globale Ebene und zerlegt sie als Bürden des gesellschaftlichen Rahmens. Auch Polleschs Inszenierung ist durch eine Minimalbesetzung markiert: Drei Schauspielende, die im Verlauf in einer überdimensionalen Gorillahand ihren Platz finden sollen. Viel mehr Bühnenbild gibt es nicht. Das Stück beginnt, wenn sich die drei Figuren über eine furchtbarlange Probe von Shakespeares Sommernachtstraum beklagen – oder waren es doch nur 10 Minuten? Die Zeit scheint aus den Fugen geraten und so auch die Figuren in der Welt. Es scheint egal; als sei ohnehin alles zu spät, denn die Figuren sprechen: „Ich kann gar nicht über mein Leben nachdenken, ich hab alles vergessen“ (Pollesch 2018). Im Kern setzt Pollesch drei von den Strukturen der Gesellschaft zerbrochene Subjekte auf die Bühne, die auf der Gorillahand als psychotherapeutische Couch ihre Versöhnung herauferzählen wollen. Verloren irren sie dabei durch rahmenlose Zeiten und den inszenierten (Nicht-)Ort. Ihre Körper, so einer der Verlorenen, sind aber immer noch in Ordnung, bis auf den Knacks eben in der Seele, der ihnen eine Verortung in der Welt unmöglich macht. Das Gefühl der Einsamkeit wird hier vermittelt über das Gefühl existenzieller Orientierungslosigkeit, indem Pollesch sein Stück zwischen zwei Fragen verhandelt: Was stellt die Gesellschaft an, dass das Ich zerbricht? Und was bietet sie an, dass es wieder heilen kann?
Einsamkeit ist Stille. Einsamkeit ist Orientierungslosigkeit in Zeit und Raum. Sie ist das Gewisswerden des Ungewissen, indem sie ihre Betroffenen in der Peripherie sozialer Orte platziert und auf schier nicht erreichbare Gemeinschaft blicken lässt. Albert Camus (1942) beschreibt sie als „[d]as Gefühl der Absurdität“, das „an jeder beliebigen Straßenecke jeden beliebigen Menschen anspringen [kann]. Es ist in seiner trostlosen Nacktheit, in seinem glanzlosen Licht nicht zu fassen“. Haigh und Pollesch entwerfen allerdings zwei dezidierte Perspektiven auf das Gefühl der Einsamkeit und vermitteln ihre Dringlichkeit, indem sie dessen Wurzeln als auch Folgen mit dem Symbol des verloren Orts erfassen. Denn verliert das Subjekt seine Orientierung, verschwimmen Raum und Zeit. Beiden gelingt es so, den abrupten Bruch der „innere[n] Verwandlung, die wir erleiden, wenn sich der Vorhang im Theater als der Übergang in die Welt des Bühnenspiels hebt“ (Schütz 2003: 208) produktiv umzudeuten. Sie überwinden die Grenzen der getrennten Sinnprovinzen, indem sie im geteilten Blick zwischen dem Publikum und ihren Protagonist:innen eine geteilte Sinnprovinz spannen und das hochgradig subjektiv erlebte Gefühl der Einsamkeit kollektiv erfahrbar machen.
21st Century’s Loneliness Breakdown
Warum das so wichtig ist: Vergangene Woche berichtete das statistische Bundesamt (2023), jede vierte Person in Deutschland zwischen 18 und 29 fühlt sich einsam. Auch wenn die Daten 2022 mit dem Auslaufen des Lockdowns erhoben wurden, trägt das Gefühl tiefere Wurzeln, als allein Auswirkungen von Isolation zu sein. Schon 2018 wünschte sich jede*r Dritte engeren Kontakt zu den Menschen, denen sie im Alltag begegnen (Faller 2018). Im selben Jahr erkennt die damalige englische Premier Theresa May das Problem als traurige Realität des modernen Lebens (Tagesschau 2018) und reagiert mit der Gründung eines eigenen Ministeriums, dem Ministerium für Einsamkeit. In Schweden möchte man 2023 dem winterlichen Einsamkeits-Trübsinn vorbeugen, indem die Hej-Kampagne den Anker für soziale Interaktion setzen soll (Tagesschau 2023). Und weil die demographische Lage westlich entwickelter Länger gerade für Ältere ein hohes Einsamkeitsrisiko in sich trägt, wurden in den Niederlanden Plauderkassen eingerichtet, um alleinlebenden alten Menschen einen sicheren Ort sozialer Begegnung zu bieten (Stuttgarter Zeitung 2019).
Nachdem die Postmoderne hochgradig individualisierte Subjekte aus dem Zwangshalt traditionalisierter Kollektividentitäten seziert hat, entwirft sie just on side fundamental Einsame als ihre Prototypen. Den Preis dafür kennen wir jedoch nur zum Teil. Studien zeigen bereits, dass chronische Einsamkeit den Spiegel des Stresshormons Cortisol erhöht, sodass das Risiko, an Bluthochdruck oder Schlafstörungen, aber auch an Krebs oder Demenz zu erkranken, für Betroffene von Einsamkeit deutlich erhöht ist. Umgekehrt wird für Menschen mit regelmäßigen nahen Kontakten ein fünfzig Prozent niedrigeres Sterberisiko festgestellt (Spiegel 2024).
Während die verheerenden physisch messbaren Folgen auf der Individualebene eindeutig herausgestellt werden können, bleibt jedoch die Frage: Was bedeutet eine Gesellschaft einsamer Subjekte? Oder dringender mit Stefan Schulz gefragt: „Warum haben wir einen Finanzminister, aber kein Oxytocin-Ministerium?“ (Schulz 2022: 41). Denn um die gesellschaftlichen Konsequenzen zu erfassen, lohnt es sich, ein weiteres Hormon in den Blick zu nehmen, Oxytocin. Es steigt immer dann, „wenn wir uns wohl und sicher, akzeptiert und verstanden fühlen“ (Schulz 2022: 33). Also genau dann, wenn wir uns in einem Sinnzusammenhang mit anderen empfinden. Der Ausschuss wirkt dann auf die Bereitschaft, das potentielle Risiko sozialer Interaktionen zu überwinden und in weitere Begegnungen zu treten (Baumgartner et al. 2008) Damit stellt das Hormon einen Vertrauensvorschuss, soziale Beziehungen zu eröffnen und in eine Verbindung mit der Welt zu treten. Wir merken aber auch, hier ergibt sich ein Zirkelschluss: Um ausgeschüttet werden zu können, muss eine intersubjektive Verbindung bestehen. Ist man aber erstmal einsam und auf den sozialen Treibstoff angewiesen, fehlt der Ort, an dem er produziert wird.
Was wird nun mit der Welt, verschwinden wir aus unseren Beziehungen? Einige Studien zeigen bereits am Rand, dass chronische Einsamkeit in einem latenten Zusammenhang mit der Einnahme antidemokratischer Positionen zu stehen scheint (u.a. Decker 2022, Neu et al. 2022). Niklas Luhmann (2008) schreibt, dass sich die gesellschaftliche Moral aus den Bedingungen, unter denen wir uns zu achten bereit sind, formuliert. Und es ist schließlich die Moral, die Orientierung im sozialen Miteinander bietet, wenn der sozial-politische Rahmen nicht mehr hält. Nun, dieser Rahmen bröckelt an so einigen Stellen. Wird das Selbst auch noch zunehmend aus seinen Beziehungen geworfen, verschwinden die Orte zur Sicherstellung der gesellschaftlichen Grundstruktur. Ihr modus operandi ist zwischen isolierten Subjekten nicht mehr herzustellen. Auch wenn das Problem der Einsamkeit bereits politische Agenden streift, erscheint es als Oxymoron, das hochgradig subjektive Gefühl kollektiv zu lösen. Können wir das lösen? Ich weiß es nicht, sicher aber ist, was René Pollesch seine Figuren schon 2018 sprechen ließ: „Die wenigsten Menschen sind fürs 21. Jahrhundert gemacht“ (Pollesch 2018). Und, ja, nichts ist okay (Pollesch 2024).
Literatur
Baumgartner, Thomas; Heinrichs, Markus; Volanthen, Aline; Fischbacher, Urs; Fehr, Ernst (2008): Oxytocin Shapes the Neural Circuitry of Trust and Trust Adaption in Humans. In: Neuron. 2008; 58(4): S. 639-650, doi:10.1016/j.neuron.2008.04.009
Böhm, Sylvio (2024): https://www.deutschlandfunk.de/einsamkeitsbeauftragter-in-erfurt-silvio-boehm-im-portraet-gespraech-dlf-f5c35f40-100.html
Decker, Markus (2022): „Querdenker-Szene“: radikal und einsam. https://www.rnd.de/politik/corona-querdenker-bewegung-der-corona-leugner-ist-radikal-einsam-XRH6GLOKLZEBZFTIPHDG3KEJCM.html, 07.03.2024
Camus, Albert (1942): Der Mythos des Sisyphos. Reinbek: Rowohlt.
Faller, Heike (2018): https://www.zeit.de/zeit-magazin/2018/05/nachbarschaft-deutschland-plattform-start-up, 07.03.2023
Husserl, Edmund (2012): Cartesianische Mediationen. Eine Einleitung in die Phänomenologie. Hamburg: Meiner.
Luhmann, Niklas (2008): Die Moral der Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Neu, Claudia; Kersten, Jens & Berhold Vogel (2022): Das soziale Orte Konzept. Zusammenhalt in einer vulnerablen Gesellschaft. Bielefeld: transcript.
Pollesch, Rene (2018): Ich weiß nicht, was ein Ort ist, ich kenne nur seinen Preis. Premiere: 14.12.2018, Schauspielhaus Zürich.
Pollesch, Rene (2024): Ja, nichts ist ok. Premiere: 11.02.2024, Volksbühne Berlin.
Schulz, Stefan (2022): Die Altenrepublik. Wie der demographische Wandel unsere Zukunft gefährdet, Hamburg: Hoffmann und Campe, Hamburg.
Schütz, Alfred (2003): Über die mannigfaltigen Wirklichkeiten. In Theorie der Lebenswelt 1. Die pragmatische Schichtung der Lebenswelt. ASW V.1, Hrsg. Alfred Schütz, 177–247. Konstanz: UVK
Schütz, Alfred. 2004. Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie. Konstanz: UVK.
Spiegel (2024): https://www.spiegel.de/psychologie/statistisches-bundesamt-junge-erwachsene-fuehlen-sich-am-einsamsten-a-64ec7196-1c66-4222-b9e9-faf2adcef6e5, 08.03.2024
Statistisches Bundesamt (2023): https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Einkommen-Konsum-Lebensbedingungen/ Zeitverwendung/ _inhalt.html#sprg 1128936, 07.03.2024
Stuttgarter Zeitung (2019): https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.plauderkassen-in-den-niederlanden-wenn-es-in-supermaerkten-nicht-nur-ums-einkaufen-geht.58844a05-dddc-44bc-a015-f366b1931d31.html, 06.03.2024
Tagesschau (2018): https://www.tagesschau.de/ausland/england-einsamkeit-101.html, 07.03.2024
Tagesschau (2023): https://www.tagesschau.de/ausland/europa/einsamkeit-schweden-100.html%2003.03.2024